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Was muss ich mit meinem Smartphone tun, wenn ich ins Frauenhaus gehe?

In der Ausnahmesituation, in der eine Frau die eigene/gemeinsame Wohnung verlassen muss, ist meist nicht viel Zeit, in der man sich auch noch um seine elektronischen Geräte kümmern kann. Wichtig ist dennoch, die Spuren möglichst gut zu verbergen.

1.) Suche/Navigation zur Beratungsstelle

Wenn Du die Route mit dem Auto oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln auf einem gemeinsam genutzten Rechner suchst, nutze ein privates Browserfenster, damit Deine Eingaben nicht im Browserverlauf gespeichert werden. Folge der

Solltest Du dies bei der Suche nach der Beratungsstelle nicht gewusst haben, kannst Du den Browserverlauf auch nachträglich löschen nach obiger Anleitung.


2.) Smartphone: alle Dienste abschalten

Es reicht nicht, das Smartphone auszuschalten. Schaltet man es zu einem späteren Zeitpunkt in der Beratungsstelle oder im Frauenhaus wieder an, könnte z.B. das GPS und die Internetverbindung aktiv sein und den Standort preisgeben. Daher

Einige iPhones können noch bis zu 24 Stunden, nachdem sie ausgeschaltet worden sind, geortet werden.

Stand August 2022 sind dies:

  • iPhone SE2
  • iPhone 11
  • iPhone 11 Pro / iPhone 11 Pro Max
  • iPhone 12 / iPhone 12 Mini
  • iPhone 12 Pro / iPhone 12 Pro Max
  • iPhone 13 / iPhone 13 Mini
  • iPhone 13 Pro / iPhone 13 Pro Max

Hier ist also besondere Vorsicht geboten.

Die folgende Anleitung enthält leider einige Entscheidungen und Verzweigungen.


3.) Sollen die Daten aus dem Smartphone gesichert werden?

Nein: alle Adressdaten, Bilder, Chatverläufe, Mails gehen verloren. Um das Smartphone auf Werkseinstellungen zurückzusetzen, halten wir eine Anleitung für Android-Smartphones bereit unter

sowie für iPhones unter

Bei diesem Vorgehen werden aber auch für mögliche Anzeigen und Gerichtsverfahren alle Beweise gelöscht.

Ja: Mindestens die Kontaktdaten könnten auch auf Papier abgeschrieben werden. Wenn etwas mehr Zeit ist: s. unten bei "Neues (E-Mail-)Konto anlegen".


4.) Apps anzeigen und ggf. löschen

Apps anzeigen bei Android: Anleitung: Alle Apps unter Android anzeigen lassen (externe Seite).

Apps löschen bei Android Anleitung: Android Apps löschen (externe Seite).

Apps anzeigen und löschen iphone: Anleitung: Pin auf dem iPhone ändern und andere Tipps (externe Seite).


5.) Neue Mobiltelefonnummer

Vor dem Nummernwechsel dringend sich vom WhatsApp-Konto abmelden, also das Konto löschen und dann die App deinstallieren. Andernfalls verbreitet WhatsApp die neue Nummer über das Adressbuch an alle Beteiligten und das ist nicht gewünscht, damit auch Dritte die Nummer nicht weitergeben können. Die neue Nummer nur sparsam an Familie und Freund*innen verteilen und sich eventuell notieren, wer die neue Nummer hat. Löscht eine das WhatsApp-Konto nicht, werden die Chatinhalte für die Person sichtbar, die nach einem halben Jahr die alte Rufnummer zugeteilt bekommt, wenn sie sich bei Whatsapp anmeldet.

Anleitung: Wie bekomme ich eine neue Rufnummer am Smartphone?

6.) Stalker*innen blockieren

In der Regel kann man in jeder Mail-, Web-, Social Media-, Chat- und Telefonanwendung Nutzer*innen blockieren bzw. ignorieren.

Mail

Bei allen Mailanbietern kann man Filterregeln konfigurieren. Diese dienen dazu, z.B. Mails von bestimmten Absender*innen in bestimmte Ordner vorzusortieren (empfohlen für die Übersichtlichkeit!). Sie können aber auch angewandt werden, um Mails von bestimmten Absender*innen sofort zu löschen.

Auch wenn an dieser Stelle nicht alle Mailanbieter verlinkt sind, ist der Vorgang immer der gleiche: man gibt ein Suchmuster vor, also eine Mailadresse oder Teile davon und definiert eine Aktion, in dem Fall also wegsortieren oder löschen. Manchmal findet man statt löschen auch den Begriff "in den Mülleimer verschieben".

Bitte beachte: zur Beweissicherung kann es manchmal nützlicher sein, Mails nur in einen Unterordner zu verschieben, statt sie direkt zu löschen.

Folgende Seiten könnten für Dich im Zusammenhang mit E-Mail auch noch interessant sein:

Social Media

Es gibt in allen Social Media Plattformen Mechanismen, um andere Nutzer*innen zu blockieren bzw. zu ignorieren:

Telefon

Auf dem Smartphone kann man recht einfach eingehende Rufnummern sperren:

Am Festnetzanschluss geht dies über den DSL-Router:

Es gibt nur noch wenige analoge Telefonanschlüsse ohne DSL. Die Telekom bietet eine Anleitung, wie dort Nummern zu sperren sind:

Wenn dies alles nicht hilft und der*die Anrufer*in immer wieder von neuen, wechselnden Nummern anruft, kann man bei jedem Mobilfunkprovider eine neue Nummer beantragen. Dies geht in der Regel innerhalb weniger Tage, kostet aber unterschiedliche Gebühren.

Achtung: Vor einer Änderung der Nummer am Smartphone muss dringend Whatsapp deinstalliert werden, da diese App die neue Nummer sogleich jedem Kontakt mitteilt. Genau dies soll aber vermieden werden, damit auch Dritte die neue Nummer nicht weitergeben können. Die neue Nummer nur sehr zielgerichtet an vertrauenswürdige Personen weitergeben (zumindest im ersten Schritt).

Auch am Festnetz kann eine neue Nummer beim Anbieter beauftragt werden. Achtet darauf anzugeben, dass Ihr in keinem Telefonbuch erscheinen wollt.


7.) Neue (Mail-)Accounts anlegen

Man benötigt normalerweise für das Smartphone einen Google-Account (bei Android-Smartphones) bzw. einen Apple-Account (für iPhones). An diesem "hängt" auch eine Mailadresse, so dass man beim Anlegen eines neuen Accounts auch eine neue Mailadresse einrichtet.

Achtung: Bei Apple/für iPhones empfehlen wir, die alte Mailadresse nicht zu löschen, weil dies unerwünschte Nebeneffekt bis hin zur Unbrauchbarkeit des iPhones mit sich bringen kann! Man kann das iPhone aber absichern und sich eine neue Mailadresse anlegen.


8.) Daten zurückspielen

Sichere sodann Deine Daten auf das neue Konto und benutze fortan nur noch dieses Konto


9.) Nur notwendige Apps installieren

Prüfe, welche Apps Du wirklich brauchst. Lasse Dir dazu zuerst alle Apps anzeigen:

Lösche sodann die Apps, die Du nicht kennst oder brauchst. Sollten die Apps für das Betriebssystem notwendig sein, wird Dir das angezeigt:


10.) Alle Passwörter ändern

Vermeide es, Deine Passwörter im Browser zu speichern. Wenn Du die Passwörter zu Deinen Vertragspartnern und Social Media Konten/Accounts im Browser abgespeichert hast (und Dich daher an Deinem Rechner nie auf einer Webseite richtig einloggen musst), entferne die Passwörter aus Deinem Browser.

Solltest Du Dir unsicher sein, ob Dein*e (Ex-)Partner*in den Rechner abhört (zum Beispiel mit einem sogenannten Keylogger, der alle Tastaturanschläge speichert und ggf. weiterleitet), dann ändere die Passwörter nicht von Deinem Rechner aus, sondern auf dem Rechner eines*r vertrauenswürdigen Freundes/Freundin oder zum Beispiel in der Stadtbibliothek. Diese stellen oft Rechnerarbeitsplätze zur Verfügung. Erwäge in diesem Fall die komplette Neuinstallation Deines Rechners. Sichere vorher Deine Mails, Dokumente, Fotos:


11.) Ortungsdienste in allen Apps deaktivieren

Viele Social Media Apps bieten an, Deine*n Freund*innen Deinen Standort mitzuteilen. Schalte dies ab:

Sollte man doch einmal GPS benötigen, zum Beispiel für Navigation, so sollten die einzelnen Apps, die nicht mit der Navigation befasst sind, keinen Zugriff auf den Standort haben: